Montenegro – nach den Wirren der Vergangenheit besinnt sich Montenegro auf den Tourismus
Der multiethnische Staat im südlichen Balkan mit seinen aktuell gut 625.000 Einwohnern auf einer Fläche von knapp 14.000 km² ist etwas kleiner als Schleswig-Holstein. Nach einer ersten Unabhängigkeitsphase zwischen 1878 und 1919 war Montenegro fast 90 Jahre lang ein Teil der „Sozialistischen Föderativen Republik Jugoslawien“. Die erneute und endgültige Autonomie erlangte das Land erst als letzte der ehemaligen Teilrepubliken fast zeitgleich mit Serbien im Jahr 2006. Seither zeigt man vor allem großen Ehrgeiz beim Ausbau des Tourismus, eines der laut „World Travel & Tourismus Council (WTTC)“ weltweit drei wachstumsstärksten Reiseländer verzeichnet seit Jahren beachtliche prozentuale Steigerungen. Zwischen 2007 und 2009 stiegen die Einnahmen aus dem Tourismus um annähernd 20 Prozent. 2012 reisten nahezu 1,5 Millionen Besucher nach Montenegro, der regionale Schwerpunkt dabei bildet die knapp 300 Kilometer lange montenegrinische Küste mit ihren insgesamt 120 verschiedenen Stränden, die zusammen eine Gesamtlänge von 73 Kilometern haben.
An Montenegros Küsten reisen über 90 Prozent der ausländischen Besucher
Zu den meistbesuchten Badeorten zählen die Gemeinden Budva, Herceg Novi, Bar, Ulcinj, Tivat und Kotor, besonders die Bucht von Kotor gilt als touristischer Hotspot Montenegros, weitere Ferienorte dort sind Risan, Perast und Dobrota. An der montenegrinischen Riviera zwischen Budva und Bar genießt Sveti Stefan einige internationale Bekanntheit: Das einst schläfrige Fischerdorf mit seinen kleinen Häusern aus dem 15. Jahrhundert auf einer nur knapp 1,5 Hektar großen Insel wurde bereits in den 1950er und 1960er Jahren zu einer Hotelinsel mit ca. 250 Betten umgebaut. Weitere populäre Küstenstädte am weiter südlich gelegenen Küstenabschnitt Velika plaža an der Grenze zu Albanien sind Ulcinj mit dem längsten Sandstrand an der östlichen Adria und dem FKK-Gebiet auf der Insel Ada an der Mündung der Bojana sowie Sutomore bei Budva mit seinem zwei Kilometer langen Strand und das etwas ruhigere Petrovac mit den beiden kleinen vorgelagerten und unter Taucher beliebten Inseln Katič und Sveta Neđelja. Der ehemals exklusiv der königlichen Familie vorbehaltene Strand Mogren befindet sich ebenfalls ganz in der Nähe.
Fast unberührte Gebirge und Europas tiefste Schluchten ziehen Natururlauber an
Montenegros Vielfalt an unterschiedlichen Landschaften und Klimazonen sowie sein weitgehend intakt erhaltenes Ökosystem machen das Land zu einem populären Ziel für Natururlaub. Das relativ dünn besiedelte und waldreiche Gebirgsland ist vielerorts unzugänglich und wird durch steile Canyons zerteilt. Die Tara-Schlucht als längste und tiefste Schlucht Europas nahe der Grenze zu Bosnien-Herzegowina gehört als Teil des Durmitor-Nationalparks seit 1977 zum UNESCO-Weltnaturerbe, aufgrund der vielen hohen Wasserfälle ist sie ein Paradies für Rafting-Sportler.
Die fünf weiteren montenegrinischen Nationalparks sind der für seinen Urwald bekannten Nationalpark Biogradska Gora im Zentrum, der 368 km² große Skutarisee als größter See der Balkanhalbinsel im Grenzgebiet zwischen Montenegro und Albanien im Süden und das bis zu 1.749 Meter hohe Hauptgebirge Lovćen zwischen der adriatischen Küste und der Bucht von Kotor im Südwesten mit dem berühmten Njegoš-Mausoleum. Nordwestlich der Bucht von Kotor liegt der Nationalpark Orjen, der seit 1979 teilweise zum UNESCO-Weltnaturerbe der Bucht von Kotor zählt.
Felsenkloster und Bergseen, historische Städte und verlassene Botschaften
Der Nationalpark Prokletije südlich der Stadt Plav im Südosten entlang der Grenze zu Albanien umfasst das Prokletije-Gebirge und die höchsten Berge Montenegros, tiefe Täler und einige Bergseen, die Besuchern vielfältige Möglichkeiten für Wanderungen, Berg- und Klettertouren, Winter- und Wassersport sowie Fahrradausflüge bieten. Gut besuchte Orte im dicht besiedelten Zentrum Montenegros nahe der Hauptstadt Podgorica sind das in eine Felswand gebaute Kloster Ostrog aus dem 17. Jahrhundert, die archäologischen Überreste der historischen Stadt Duklja (Doclea) aus der Zeit zwischen dem 11. bis 15. Jahrhundert und Cetinje als die historische Hauptstadt von Montenegro, in der sich bis heute der Amtssitz des montenegrinischen Präsidenten befindet. Cetinje ist eine der Städte mit dem größten Zuwachs an Besuchern in den letzten Jahren, dort liegen auch die Fakultäten für Kunst, Musik und Schauspiel an der Universität Montenegro. Architektonisch interessant sind die vielen früheren königlichen Regierungsbauten und die ehemaligen Botschaftsgebäude ausländischer Staaten.