Paraguay – weit und breit kein Meer, aber dennoch sehr viel Wasser in ganz Paraguay
Der Name des gut 400.000 km² großen Binnenstaats im Zentrum Südamerikas bedeutet Linguisten zufolge im indigenen Idiom der Ureinwohner Guaraní „Wasser, das zum Wasser geht“. Diese Bezeichnung mutet angesichts des tatsächlich völligen Fehlens von Meeresküsten auf dem Staatsgebiet auf den ersten Blick jedoch etwas paradox an. Nichtsdestotrotz wird Paraguay aber von zwei der längsten Fließgewässer in Lateinamerika durchquert, der 2.640 Kilometer lange Río Paraná und der 2.549 Kilometer lange Río Paraguay spielen wichtige Rollen als Transportwege für Verkehr und Wirtschaft des Landes. Auch der 2.500 Kilometer lange Pilcomayo hat eine hervorgehobene ökonomische Bedeutung, darüber hinaus markiert er die Grenze zwischen der Ebene des Gran Chaco im westlichen Paraguay und der nördlichen argentinischen Provinz Formosa. Hinsichtlich seines Tourismus ist Paraguay trotz schöner Landschaften im Vergleich zu anderen Staaten der Region jedoch noch ein größtenteils unentdeckter Geheimtipp. In den Jahren 2013 und 2014 war das Land mit jeweils ca. 610.000 Gästen das am wenigsten besuchte Land in ganz Südamerika.
Ein noch nahezu unentdeckter Geheimtipp für Naturfreunde und Wanderurlauber
Dabei verfügt Paraguay über viele Nationalparks, Naturschutzgebiete, Wildreservate und Naturdenkmäler, die man noch fast für sich alleine hat. Neben der teils gänzlich unberührten Umwelt in den Nationalparks Cerro Corá, Defensores del Chaco, Ñacunday, Teniente Enciso, Vapor Cué und Ybycuí findet man dort auch historische Siedlungsreste ehemaliger Jesuitenmissionen (Jesus de Taravanguje, Trinidad de Parana), die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählen. Im Parque Nacional Cerro Corá im Departamento de Amambay können die Höhlen des indigenen Stammes der „Pa’i Tavy Terã“ aus der Zeit zwischen 1300 und 800 vor Christus besichtigt werden. Im Parque Nacional Defensores in den Departamentos Alto Paraguay und Boquerón lockt der raue Gebirgszug Cerro León, wo noch Raubtiere in freier Wildbahn leben. Der Parque Nacional Ñacunday im Departamento de Alto Paraná ist für die bis zu 40 Meter hohen Wasserfälle bekannt, der Parque Nacional Teniente Enciso im Departamento de Boquerón für dichte Wälder und die Spuren des „Chacokrieges“ zwischen Bolivien und Paraguay Mitte der 1930er Jahre. Im Parque nacional Vapor Cué im Departamento de Cordillera nur 100 Kilometer von der Hauptstadt Asunción entfernt können restaurierte alte Kriegs- und Handelsschiffe besichtigt werden. Der nahe Parque nacional Ybycuí im Departamento de Paraguarí wird wegen des ökologischen Reservats „Eco Reserva Mbatoví“ und des dortigen Baumwipfelpfades gerne besucht.
Paraguay ist ein beliebtes Angelrevier, Grillgerichte und Mate stehen hoch im Kurs
Mit dem 1.100 Hektar großen Naturschutzgebiet „Ááreas silvestres protegidas de Itaipú“ an der Grenze zu Brasilien und den dortigen Stauseen kann Paraguay eine weitere imposante Wasserlandschaft mit viel Freizeitwert für Natur- und Aktivurlauber vorweisen. An den Ufern der Gewässer haben sich den in den letzten Jahren einige Anbieter für Wassersport angesiedelt. Für Hydrologen und technisch interessierte Urlauber kommt auch der Staudamm und das Wasserkraftwerk „Entidad Binacional Yacyretá“ an der Grenze zwischen Paraguay und Argentinien nahe der Stadt Ayolas und den Apipé-Wasserfällen als reizvolles Ausflugsziel infrage. Die bislang genannten Gewässer wie auch der Fluss Tebicuary wurden in letzter Zeit von US-amerikanischen und europäischen Anglern als saubere und fischreiche Reviere entdeckt. Bekannt als Ziel zahlreicher Sportangler und für Angelwettbewerbe sowie eine delikate lokale Küche mit frischem Fisch ist zum Beispiel die 3000-Einwohnergemeinde Villa Florida im Departamento de Misiones. Außer Fisch kommt in Paraguay kulinarisch ähnlich wie Argentinien vor allem viel Rind- und Schweinefleisch auf den Tisch. Leckere Grillgerichte („asados“) genießt man am besten in der klassischen „Churassceria“, wo riesige Holzkohlengrills für würziges Aroma sorgen. Den allgegenwärtigen wie aufweckenden Mate-Tee mit viel Koffein sieht und erhält man an jeder Straßenecke.
Nicht wundern, wenn Sie plötzlich Deutsch hören: Einwanderungsland Paraguay
Mit einem Anteil von ca. fünf bis sieben Prozent Deutschstämmigen besitzt Paraguay eine eindeutige diesbezügliche Kolonie und Kultur. Außer deutschsprachigen Mennoniten, die seit den späten 1920er Jahren einwanderten, stammen viele der damaligen Immigranten mit entsprechendem Hintergrund aus dem Nachbarland Brasilien. Während der Regierungszeit des deutschstämmigen früheren Diktators Alfredo Stroessner (1954-1989) wanderten über 100.000 Deutschbrasilianer vorrangig in die Departamentos Alto Paraná, Canendiyú, Caaguazú, Itapua und San Pedro ein. Ein historischer Siedlungsschwerpunkt deutscher Auswanderer war bzw. ist die im Jahr 1900 von deutschen Kolonisten gemeinsam mit Einheimischen gegründete Stadt Hohenau im gleichnamigen Distrikt im Departamento Itapúa. Heute leben dort nahe des Nordufers des Río Paraná an der Grenze zur argentinischen Provinz Misiones ca. 11.000 Menschen. Im 23 Hektar großen „Parque Ecológico Municipal de Hohenau Ingeniero Alfredo Sitzmann“ samt fischreicher Lagune, öffentlichen Freiluftgrills und dem Festplatz „Park der Nationen“ treffen sich die Einwohner gerne in ihrer Freizeit. Im Kulturzentrum und Museum „Centro Histórico Cultural Edwin Krug de Hohenau“ sind Artefakte aus vergangener Arbeits- und Alltagswelt ausgestellt, es werden auch Sprach-, Tanz- und Gesangskurse angeboten.
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