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Bilbao 10/12/2015 – Mit zurzeit gut 346.000 Einwohnern gehört Bilbao zu den zehn größten Städte Spaniens, die Hauptstadt der baskischen Provinz Bizkaia/Vizcaya ist auch die größte Stadt der gesamten Autonomen Gemeinschaft Baskenland im Norden der Iberischen Halbinsel. Offiziell gegründet wurde Bilbao im regionalen Vergleich erst recht spät im Jahr 1300, Überreste frühgeschichtliche Bauten auf dem Berg Malmasín in den Vororten Arrigorriaga und Basauri deuten jedoch auf eine Besiedlung der Gegend bereits in der Eisenzeit hin.

Die historische Keimzelle der Stadt ist das nur 0,21 km² große Gebiet Bilbao La Vieja im heute zentralen Distrikt 5 Ibaiondo. Dort befindet sich die Brücke Puente de San Antón, die über Jahrhunderte die einzige Verbindung beider Stadthälften darstellte und deshalb auch im Stadtwappen symbolisch dargestellt ist. Bilbaos rasante Entwicklung zur bis heute wichtigsten Industrie- und Hafenstadt im Baskenland begann bereits gegen Mitte des 19. Jahrhunderts, als vor Ort die ersten Hochöfen zur Eisenerzeugung für den Schiffsbau errichtet wurden.

Ein modernes Museum hat Bilbao aus seinem Dornröschenschlaf erweckt

In den darauf folgenden Jahrzehnten kam es damit einhergehend zu einer wahrhaften Bevölkerungsexplosion, bis 1981 stieg die Einwohnerschaft auf den Rekordwert von über 433.000 Menschen. Der sich jedoch schon in den 1970er abzeichnende Strukturwandel sollte auch in Bilbao seinen Tribut fordern, viele Werften und Fabriken schlossen die Tore und entließen ihre Arbeiter.


Anders als in anderen europäischen Industriestädten steuerte man hier aber hier geschickt gegen und nutzte die Herausforderung als Chance für eine zukunftsweisende Veränderung. Maßgeblichen Anteil an dieser positiven Verwandlung hin zur modernen Dienstleistungsmetropole hatte der Bau des Guggenheim Museums Bilbao auf einem ehemaligen Industriegelände am Fluss Nervión, dessen Planung bereits 1991 begann.

Bereits kurz nach der Eröffnung im 1997 wurde schnell klar, dass das Museum ein Schrittmacher für die gesamte Stadt werden würde, die Besucherzahlen stiegen auf gut 1 Million pro Jahr und Tausende von Arbeitsplätzen wurden im Umfeld geschaffen. Die für viele Beobachter überraschende Entwicklung hat inzwischen sogar Eingang in die Stadtsoziologie gefunden, bei der Aufwertung von ökonomisch problematischen Orten durch spektakuläre Bauten spricht man heute gerne generell vom sog. „Bilbao-Effekt“.

Heute zeigt sich die Stadt als allgemein geschätzte Kultur- und Kunstmetropole

Angestoßen durch den großen Publikumsandrang und die steigenden Besucherzahlen sowie mit den damit ebenfalls steigenden Einnahmen investierte die Stadt große Summen in die Infrastruktur. 1995 wurde die Metro eröffnet, rund um das Guggenheim Museum in Abandoibarra entstanden moderne und repräsentative Wohn- und Geschäftsgebäude wie die futuristisch wirkenden Doppeltürme Isozaki Atea, die neue Universitätsbibliothek und ein universitäres Verwaltungszentrum, das Bürohochhaus Torre Iberdrola sowie die beiden Appartementkomplexe Edificio Etxargi und Edificio Artklass.

Gänzlich neu geschaffen wurde auch die Plaza Euskadi und das dortige Museum der schönen Künste (Museo de Bellas Artes de Bilbao), das neu errichtete Kultur-, Messe- und Veranstaltungszentrum Palacio Euskalduna beherbergt seit 1999 zahlreiche Konzerte, Kongresse, Theateraufführungen und Kunstausstellungen. Bilbao ist also seit den 1990er Jahren gewissermaßen wie der Phönix aus der Asche wieder auferstanden, ein weiteres beeindruckendes und international viel beachtetes Bauwerk aus dieser Zeit ist die Fußgängerbrücke Zubizuri („Weiße Brücke“) als Verbindung zwischen den beiden Stadtteilen Campo Volantin und Uribitarte.

Historische und zeitgenössische Architektur harmonieren hier miteinander

Trotz dieser zahlreichen neuen Gebäude, zu denen auch das 2013 neu erbaute Fußballstadion Estadio de San Mamés des Erstligisten Athletic Bilbao zählt, kann man in der Stadt doch auch immer noch viel historische Bausubstanz bewundern. So etwa die gotische Kathedrale von Bilbao, die größtenteils vom Ende des 14. bis zum Anfang des 16. Jahrhunderts erbaut wurde.

Viele schöne und originalgetreu sanierte Wohnhäuser aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert kann man auch entlang der Prachtstraße Gran Vía de Don Diego López de Haro sehen. Angenehm aufgelockert ist die dortige Bebauung durch die Parks und Grünanlagen Jardines de Albia, Jardines de la plaza Moyúa, Jardines de la plaza Campuzano und Parque Casilda Iturrizar. Bilbao genießt übrigens auch einen guten Ruf für sein vielseitiges und buntes Nachtleben, viele Bars, Klubs und Diskotheken findet man beispielsweise im Universitätsviertel Deusto sowie in den Gassen rund um die zentrale Plaza Moyúa in der Innenstadt.