10/14/2015 – Die ewige Rivalität mit Edinburgh soll sich einst am Brot entzündet haben – Die mit zurzeit gut 600.000 Einwohnern größte Stadt Schottlands und drittgrößte Stadt Großbritanniens besitzt weltweit den auch gerechtfertigten Ruf einer Arbeiter- und nicht zuletzt Fußballstadt. Die beiden lokalen Vereine Celtic Glasgow und Glasgow Rangers stehen seit über 100 Jahren in erbitterter Konkurrenz zueinander und sind sich auch aus politischen und konfessionellen Gründen in tiefster Abneigung gegenseitig verbunden.
Ebenfalls mitunter nicht ganz unproblematisch ist das Verhältnis zwischen Glasgow und der schottischen Hauptstadt Edinburgh. Gerüchteweise soll die Animosität bereits im 17. Jahrhundert begonnen haben, als ein Wettstreit zwischen beiden Städten um das bessere Brot fast kriegerisch eskaliert wäre. Glasgow war nachweisbar bereits im 1. Jahrhundert von den Römern besiedelt, die eigentliche Stadtgründung fand aber erst im 6. Jahrhundert durch den christlichen Missionar und heutigen Schutzpatron Schottlands Sankt Mungo statt. Nach diesem ist auch die Glasgower Kathedrale St. Mungo’s Cathedral aus dem 13. bis 15. Jahrhundert benannt, seine Gebeine ruhen in der Krypta der Kirche.
Die Stadt hat sich nach Jahrzehnten des Niedergangs wieder spürbar erholt
Glasgow wirtschaftlicher Aufstieg zu einer der wohlhabendsten Städte der Welt im 19. Jahrhundert wurde maßgeblich durch die Lage am gut schiffbaren Fluss Clyde und dem leichten Zugang zum Atlantik begünstigt. Die Stadt entwickelte sich schon früh zum wichtigsten Umschlagplatz für Waren aus den britischen Kolonien in Nordamerika. Große Kohle- und Eisenvorkommen in der umliegenden Grafschaft Lanarkshire sorgten darüber hinaus für beste Startbedingungen in der Industrialisierung, Werften und Textilfabriken schossen wie Pilze aus dem Boden und zogen zahlreiche Arbeitskräfte an.
Mit dem allmählichen Niedergang des englischen Empires nach dem Ersten und Zweiten Weltkrieg sollte jedoch auch Glasgow an Bedeutung verlieren. Zwischen den frühen 1970er und späten 1980er Jahren kam es durch die Schließung vieler Firmen zu massenhafter Arbeitslosigkeit, erst in den 1990er Jahren begann der langsame Wandel zu einer Dienstleistungsmetropole. Heute zeigt sich Glasgow vor allem im Zentrum als moderne europäische Stadt mit interessanter Architektur. Das von 1995 bis 1997 errichtete Konzerttheater Clyde Auditorium oder das 1992 gegründete Zentrum für Kunst und Kultur Centre for Contemporary Arts (CCA Glasgow) haben für frischen Wind gesorgt.
Statt wie früher Kohle und Koks spielen heute Kunst und Kultur die Hauptrollen
Überhaupt spielt Kunst auch historisch eine gewichtige Rolle in Europas Kulturhauptstadt von 1999, international renommierte Museen wie Glasgows größtes Museum Kelvingrove Art Gallery und das älteste Museum Schottlands, das Hunterian Museum and Art Gallery, bieten umfangreiche Sammlungen aus zahlreichen Epochen. Ebenfalls berühmt außerhalb der Stadtgrenzen sind das Riverside Museum, welches 2013 mit dem begehrten Preis European Museum of the Year Award ausgezeichnet wurde, die Burrell Collection im Pollok Country Park mit Hunderten von Artefakten chinesischer, islamischer und gotischer Kunst sowie das schottische Fußballmuseum im 1903 erbauten und 1999 grundlegend sanierten Nationalstadion Hamden Park im südöstlichen Stadtteil Mount Florida.
Gerne von Gästen der Stadt besichtigt wird auch das Museumsschiff „Glenlee“ am Yorkhill Kai, die archäologische Ausgrabungsstätte Fossil Grove mit den versteinerten urzeitlichen Bäumen im Victoria Park und das Zentrum für Architektur und Design The Lighthouse. Einblicke in die Geschichte des 19. Jahrhunderts gewährt das Museum People’s Palace, die mittelalterliche Siedlungsstruktur beleuchtet das originalgetreu erhaltene Gebäude Provand’s Lordship in der Castle Street, das schottische Museum für Landwirtschaft und Landleben befindet sich auf dem Gelände der Wester Kittochside Farm etwas außerhalb zwischen East Kilbride und Carmunnock.
Glasgow ist auch Schottlands unbestrittene Musikhauptstadt
Wie in ganz Schottland spielt auch in Glasgow Musik jeglicher Art eine hervorgehobene Rolle, E- und U-Musik kann man im gesamten Stadtgebiet in zahlreichen Spielstätten live genießen. Klassik wird außer in der Glasgow Royal Concert Hall auch in der Heimat des BBC Scottish Symphony Orchestra in den Glasgow City Halls sowie in derjenigen des Royal Scottish National Orchestra in der Henry Wood Hall regelmäßig dargeboten. Pop, Rock, Folk, Rap und Reggae sowie elektronische Musik sind vor allem in traditionellen Konzerthallen wie dem Barrowland Ballroom, im 13th Note Café in der King Street, im Sub Club in der Jamaica Street und im Nachtklub The Garage in der Sauchiehall Street sowie im Teehaus Tchai-Ovna in der Otago Lane im Westend zu Hause.
Aufgrund seiner zahlreichen Festivals eignet sich Glasgow auch gut als ganzjähriges Reiseziel. Bekannte regelmäßige Veranstaltungen sind zum Beispiel das Folkmusikfestival Celtic Connections im Januar, das Glasgow Film Festival im Februar, das Glasgow International Comedy Festival im März, das Glasgow International Jazz Festival im Juni, das Glasgow’s River Festival im Juli, die World Pipe Band Championships im August, das Merchant City Festival im September und das Weihnachtsfest Glasgow’s Hogmanay im Dezember.