10/13/2015 – Der „Wilde Westen“ Neuseelands wurde erst durch einen Goldrausch bekannt. Die mit lediglich rund 30.000 Einwohnern auf 23.000 km² Fläche landesweit am dünnsten besiedelte Region an der Westküste der Südinsel Neuseelands unterteilt sich in die drei Distrikte Buller, Grey und Westland. Die Gegend zwischen Kahurangi Point im Norden und Awarua Point im Süden zeichnet sich geografisch durch massive Berge, schroffe Klippen und dichte Regenwälder aus. Teils bizarre Naturdenkmäler wie die Pancake Rocks, Cape Foulwind, der Haast Pass, der Heaphy Track, der Fox- und der Franz-Josef-Gletscher gehören zu den bekanntesten Attraktionen vor Ort.
Die Westküste ist jedoch sogar für viele Einheimische aus anderen Regionen gewissermaßen eine Art „Terra incognita“, das recht isolierte und einsame Gebiet besitzt quasi den Ruf eines neuseeländischen „Wilden Westens“. Erste historische Schlagzeilen machte die Westküste in den 1860er Jahren, als bei Okarito und Charleston an der Bruce Bay nahe der Flüsse Grey River und Taramakau River Golf gefunden wurde. Ebenfalls bekannt ist das Gebiet für seine reichhaltigen Jadevorkommen, die ortsansässigen Maori fertigen seit jeher kunstvolle Schmuckstücke aus dem grünen Edelstein. In Hokitika und Greymouth kann man Kunsthandwerkern bei ihrer filigranen Arbeit zusehen.
Kohle, Holz, Milch und Tourismus sind die regionalen Haupteinnahmequellen
Auch Steinkohle wird hier bereits seit Mitte des 19. Jahrhunderts im großen Stil abgebaut, Städte wie Westport und Stockton verdanken ihre Existenz dem „schwarzen Gold“. Einen Überblick über die traditionsreiche Geschichte der regionalen Montanindustrie verschafft das Coaltown Museum in Westport. Anhand alter Fotos und Zeitungsberichte werden dort auch die beiden schwersten Minenunglücke Neuseelands, das „Brunner Mine Disaster“ von 1896 und das „Cave Creek Disaster“ von 1995, detailliert beleuchtet.
Weitere ökonomische Säulen der Gegend sind die Forst- und die Milchwirtschaft, diesbezügliche Produkte von der Westküste werden mittlerweile weltweit exportiert. In den letzten zwei Jahrzehnten hat sich auch der Fremdenverkehr zunehmend zu einem wichtigen Standbein entwickelt, vor allem Naturfreunde und Aktivurlauber schwärmen von den teils noch völlig unberührten Landschaften im Landesinneren.
Gute Gelegenheiten diese zu entdecken, bieten die 5 sehenswerten Nationalparks entlang der Westküste. Im Einzelnen sind dies der Paparoa-Nationalpark rund um die Pancake Rocks bei Punakaiki, der Westland-Nationalpark mit den eingangs erwähnten Gletschern, der Mount-Cook-Nationalpark am höchsten Berg der Neuseeländischen Alpen, der bei Bergsteigern beliebte Arthur’s-Pass-Nationalpark und der Fiordland-Nationalpark mit zahlreichen seltenen Vogelarten.
Angeln und baden in sauberen Gewässern, wandern und staunen in luftigen Höhen
Aufgrund ihrer imposanten wie majestätischen Naturräume ist die Westküste auch eine populäre Wandergegend, empfehlenswerte Touren sind beispielsweise der gut 5 Kilometer lange Franz Josef Walk, für den man etwa 1,5 Stunden benötigt und der 7 Kilometer lange Pororari River Track, für den man eine gute Stunde kalkulieren sollte. Schwindelfrei sollte man hingegen auf dem Baumwipfel Pfad West Coast Tree Top Walk südlich von Hokitika sein. In gut 20 Meter Höhe verläuft der auch für Rollstuhlfahrer geeignete Weg über 450 Meter Länge, von oben hat man fantastische Fernsicht auf den Lake Mahinapua.
Beeindruckende optische Erlebnisse verspricht auch der Flusstunnel der Oparara Basin Arches nahe der Gemeinde Karamea nordöstlich von Westport. Rund um den größten Felsbogen auf der Südhalbkugel verlaufen mehrere markierte Mountainbike strecken, besonders reizvoll sind auch Kajakfahrten auf dem märchenhaft wirkenden Fluss. Dieses Gewässer wie speziell auch der 40 km² große Lake Brunner gut 30 Kilometer südöstlich von Greymouth ist bei Anglern für seinen Fischreichtum bekannt, besonders Forellen beißen hier in großer Anzahl an.
An der wilden Westküste wird auch gerne Wild gegessen und gutes Bier gebraut
In kulinarischer Hinsicht steht die Westküste außer für frischen Fisch und hervorragende Meeresfrüchte zusätzlich für herzhafte Wildgerichte, zahlreiche Restaurants und Pubs in der Gegend servieren schmackhafte Spezialitäten mit Fleisch aus eigener Jagd und/oder Schlachtung das ganze Jahr über. Ein populärer Höhepunkt im regionalen Festkalender für Freunde exotischer und ungewöhnlicher Leckerbissen ist das seit 1990 alljährlich im März veranstaltete Hokitika Wildfoods Festival.
Bis zu 20.000 Besucher amüsieren sich dann bei einem bunten Rahmenprogramm und probieren ungewöhnliche Speisen wie zum Beispiel Krokodilfleisch, gegrillte Insekten, marinierte Hühnerfüße oder Käsekuchen mit Kolostralmilch. Bei den dort angebotenen Kochkursen kann man die Zubereitung auch selber lernen. Ein inzwischen in ganz Neuseeland bekanntes Produkt sind die Wurstwaren aus dem ehemaligen Bergarbeiterdorf Blackball. Ebenfalls landesweit gerne genossen werden die Biersorten aus der Brauerei Monteith’s Brewing Company in Greymouth, bei den viermal täglich durchgeführten Besichtigungen bekommt man zum Gerstensaft auch kleine Häppchen gereicht.